Mittwoch, 22. Oktober 2008
Asoziale Menschen kennen keine Grenzen
Ich hasse öffentliche Verkehrsmittel. Insbesondere nach einer viel zu kurzen Nacht, in der man in einem Bus mit mies gelauntem Fahrer und einer Horde Schüler sitzt. Hauptschüler in diesem Fall. Hauptschüler sind nicht unbedingt immer asozial, aber sie geben sich alle Mühe, es ist ja auch dringend nötig den Bus mit vier verschiedenen Musikstücken (oder dem, was sie dafür halten) aus dem Handy zu beschallen - gleichzeitig. Aber das ist ja noch erträglich, für 20 Minuten hält man das aus. Doch so einfach will man es mir dann doch nicht machen.

Anfahrt auf die nächste Haltestelle. Ein Mann so um die 40 drängelt sich zügigen Schrittes vor die Wartenden, in der Hand hält er eine Krücke. Wozu braucht er die Krücke? Um im Bus schnell vom Drängler zum fußkranken Sitzplatzbenötiger zu mutieren. Es kommt, wie es kommen muss, er wählt den Platz neben mir. Das ist aber nun kein ganzer Platz, da ich auf einer mit anderthalb Sitzplätzen ausgestatteten Sitzbank sitze. Es ist weniger ein Sitzen, es ist mehr ein eingespannt sein. Leider werden die Sitzabstände in Bussen des ÖPNV offensichtlich immer noch an Menschen mit einer Körpergröße von 170 cm angepasst. Wenn man nun zu den größeren Menschen gehört, quetscht man eben seine Beine da irgendwie rein. Aber zurück zum Sitzplatzbenötiger. Der hüpft(!) also neben mich, quetscht mich noch ein bißchen mehr ein und stellt unerwünschten Körperkontakt her. Einfach mal so.

Da es mir an Lust mangelt mich mit dieser Person auseinanderzusetzen weise ich ihn daraufhin, dass ich nun gerne aufstehen würde. Er fühlt sich dann sogar genötigt ein Stück beiseite zu rücken und die Beine Richtung Gang zu drehen. Also winde ich mich dort unter Aufbietung meines ganzen akrobatischen Geschicks aus der Sitzreihe hinaus, nur um im nächsten Moment mit Schmackes eine Krücke vors Schienbein zu bekommen. Statt einer Entschuldigung bekomme ich ein Schulterzucken geboten. Da alles, was ich in diesem Moment hätte sagen können, meiner Erziehung widersprochen hätte, wollte ich einfach nur weggehen. Und stolpere. Der Sitzplatzbenötiger hielt es nicht für nötig seinen zweiten Fuß aus dem Gang wieder rauszunehmen. Reaktion? Ein Schulterzucken. Und nun stehe ich da. Aufgrund neueingestiegener Fahrgäste kann ich mich nicht entfernen, also belasse ich es beim böse Gucken. Wenig später muss ich aussteigen. Beim Weg zur Tür fällt mir plötzlich jemand in den Rücken. Der Sitzplatzbenötiger konnte es nicht sein, denn aus Richtung Fußboden höre ich ein gemurmeltes "Tschuldigung". Aber der Sitzplatzbenötiger war beteiligt. Denn der hatte zwischenzeitlich seine Krücke halb in den Gang gestellt, über diese war mein Hintermann gestürzt.

Manchen Leuten sind ihre Mitmenschen offensichtlich völlig egal. Asoziale Menschen kennen keine Grenzen.

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